Orthesen und Prothesen
Orthesen und Prothesen aus Silikon
Silikone haben sich in der modernen Orthopädie- und Prothesentechnik als unverzichtbare Materialien etabliert. Ihre einzigartigen Eigenschaften, insbesondere die Biokompatibilität, Elastizität und Formbarkeit, ermöglichen die Herstellung von Hilfsmitteln, die den Tragekomfort, die Funktionalität und die Ästhetik für Menschen mit körperlichen Einschränkungen erheblich verbessern. Der Einsatz von Silikonen reicht von der Polsterung sensibler Bereiche bis hin zur Gestaltung hochästhetischer und funktioneller Ersatzglieder.



Anwendungsbereiche in Orthesen und Prothesen
Silikone bieten vielfältige Anwendungsmöglichkeiten:
- Prothesenliner: Als direkte Schnittstelle zwischen Stumpf und Prothesenschaft sind Silikonliner essenziell. Sie verteilen den Druck gleichmäßig, polstern sensible Areale, reduzieren Scherkräfte und sorgen für einen sicheren Halt der Prothese am Stumpf. Sie können mit oder ohne Pin-System gefertigt werden.
- Teilprothesen (Finger-, Zehen-, Fußprothesen): Silikon ermöglicht die naturgetreue Nachbildung fehlender Gliedmaßen. Durch individuelle Farbanpassung, Einarbeitung von Nägeln und sogar Adern wird eine hohe kosmetische Akzeptanz erreicht.
- Epithesen (kosmetische Prothesen): Für Gesichts-, Ohr- oder Nasenersatz bieten Silikone eine hervorragende Möglichkeit, ästhetisch ansprechende und lebensechte Lösungen zu schaffen.
- Orthesen: Silikonorthesen bieten eine komfortable und passgenaue Unterstützung. Beispiele sind:
- Fußheberorthesen: Zur Unterstützung bei Fallfuß, ermöglichen ein besseres Gangbild und können teilweise auch barfuß getragen werden.
- Handorthesen: Bei Arthrose, Karpaltunnelsyndrom oder zur Lagerung und Korrektur von Fehlstellungen.
- Druckschutzorthesen: Zum Schutz sensibler Hautbereiche und zur Druckentlastung.
- Badeorthesen: Durch die Wasserbeständigkeit von Silikon können diese Orthesen auch beim Schwimmen oder Duschen getragen werden.
- Narbentherapie: Silikonprodukte (z.B. Kompressionsbekleidung mit Silikonanteil) werden zur Narbenkompression eingesetzt, um Wulstbildung zu verhindern und das Hautbild zu verbessern.
- Biokompatibilität und Hautverträglichkeit: Medizinische Silikone sind hypoallergen und verursachen in der Regel keine Hautirritationen, was den Langzeitgebrauch direkt auf der Haut ermöglicht.
- Hoher Tragekomfort: Ihre Elastizität, Flexibilität und dämpfenden Eigenschaften passen sich optimal an die Körperkonturen an und minimieren Druckstellen.
- Hervorragende Passform und Haftung: Silikone ermöglichen eine exakte Abformung und bieten eine gute Adhäsion zur Haut, was einen sicheren Sitz des Hilfsmittels gewährleistet.
- Ästhetische Gestaltungsmöglichkeiten: Große Farbvielfalt, die exakte Anpassung an den Hautton sowie die Möglichkeit, Details wie Adern oder Nägel nachzubilden, führen zu einem sehr natürlichen Erscheinungsbild.
- Hygiene und Pflegeleichtigkeit: Silikon ist wasserfest, schmutzresistent, leicht zu reinigen (einfaches Abwaschen mit Wasser und Seife, Abkochen oder Desinfektion ist möglich) und antibakteriell.
- Langlebigkeit und Robustheit: Silikon ist strapazierfähig, reißfest, UV- und ozonbeständig, was eine lange Lebensdauer der Hilfsmittel gewährleistet.
- Funktionale Anpassung: Verschiedene Shore-Härten erlauben die gezielte Kombination von weichen und festeren Bereichen, um sowohl Polsterung als auch Stabilisierung zu gewährleisten.
- Vielseitigkeit: Kombinierbar mit anderen Materialien wie Carbon zur zusätzlichen Stabilisierung.

Wichtige Anwendungshinweise für die Silikonverarbeitung in Orthopädie und Prothetik:
Die Herstellung hochwertiger Silikon-Orthesen und -Prothesen erfordert Präzision in jedem Schritt. Achten Sie bei der Arbeit mit Silikonen auf folgende Punkte:
1. Vorbereitung und Modellierung
- Exakte Abformung: Eine präzise Abformung des Körperteils ist die Basis für eine perfekte Passform. Jede Ungenauigkeit wird vom Silikon übernommen.
- Modell optimieren: Arbeiten Sie das Positivmodell sorgfältig aus und glätten Sie es. Korrigieren Sie Druckpunkte, um den späteren Tragekomfort zu gewährleisten.
- Trennmittel anwenden: Tragen Sie ein passendes Trennmittel (z.B. Wachs, PVA-Folie) auf das Modell auf, damit sich das ausgehärtete Silikon leicht ablösen lässt und nicht anhaftet.
2. Mischen und Applikation
- Verhältnis und Homogenität: Mischen Sie die Silikonkomponenten (z.B. bei A-Silikonen) exakt nach Herstellerangaben. Ein ungenaues Mischverhältnis führt zu unvollständiger Aushärtung oder verminderter Materialqualität. Achten Sie auf ein absolut homogenes, blasenfreies Gemisch.
- Vakuumieren: Um Lufteinschlüsse zu vermeiden, die das Material schwächen und die Ästhetik mindern, sollten Sie das Silikon nach dem Mischen vakuumieren.
- Sorgfältiger Auftrag: Tragen Sie das Silikon gleichmäßig und ebenfalls blasenfrei auf das Modell auf. Bei kosmetischen Arbeiten oder komplexen Geometrien kann dies schichtweise erfolgen.
- Härte gezielt einstellen: Nutzen Sie verschiedene Shore-Härten oder mischen Sie Silikone, um gezielt weiche Polsterzonen und festere Stützbereiche zu schaffen.
3. Aushärtung und Nachbearbeitung
- Aushärtezeiten und -temperaturen beachten: Halten Sie sich strikt an die vom Hersteller vorgegebenen Aushärtezeiten und -temperaturen. Eine vorzeitige Entformung kann das Produkt verformen.
- Inhibierung vermeiden: Achten Sie darauf, dass Materialien (Werkzeuge, Handschuhe, Modell) keine Substanzen enthalten, die die Silikonhärtung hemmen können (z.B. Schwefel, Zinn).
- Vorsichtiges Entformen und Finishing: Nach vollständiger Aushärtung das Silikonprodukt behutsam entnehmen. Besäumen und glätten Sie Kanten sorgfältig, um eine angenehme, hautverträgliche Oberfläche zu schaffen.
4. Qualitätskontrolle
- Prüfung: Kontrollieren Sie das fertige Silikonprodukt visuell auf Mängel und prüfen Sie es haptisch auf die korrekte Härte und Flexibilität.
- Anpassung: Nach der Anprobe am Patienten sind oft kleine Nachjustierungen notwendig, um Passform und Funktion zu optimieren.
Durch die genaue Beachtung dieser Punkte stellen Sie sicher, dass Ihre Silikon-Orthesen und -Prothesen von höchster Qualität sind und den Patienten optimal unterstützen.
Fazit
Durch die Einhaltung dieser Hinweise und die enge Zusammenarbeit mit dem Orthopädietechniker können Patienten die vielfältigen Vorteile von Silikon in Orthesen und Prothesen optimal nutzen und eine signifikante Verbesserung ihrer Lebensqualität erfahren.